Soester Kunstgeschichte
Die Soester Kunstgeschichte ist vielfältig. Sie geht Jahrhunderte zurück – und seit Jahrhunderten nach vorn. Viel ist über ihre lange Historie geschrieben worden. Doch die Kunstgeschichte seit 1945 ist ein noch ziemlich unbeschriebenes Blatt. Das möchte diese Website ändern. Kunststadt Soest ist die Plattform, um sich von 1945 bis in die Gegenwart zu informieren. Sie erwarten Interviews mit Zeitzeugen und Zeitzeuginnen, Links zu Vereinen, Atelierhäusern wie Museen oder eine Chronik. Dazu viele historische Aufnahmen, Zeitungsartikel und ausgewählte Archivalien aus dem Stadtarchiv Soest.
Wer hinter dem Projekt steht? Ein wachsendes Team engagierter Kunst- und Kulturbegeisterter. Die Initiative ging von der Stiftung Konzeptuelle Kunst, dem Museum Wilhelm Morgner mit RAUM SCHROTH aus, unterstützt vom Filmclub Soest, dem Stadtarchiv und hiesigen Kulturmacher und Kulturmacherinnen wie dem Kunstvereins Kreis Soest e. V., dem Kulturparlament Soest e. V. und vielen mehr.
Die Plattform möchte wachsen und freut sich auf Austausch. Was sind Ihre Kunstgeschichten aus Soest? Gibt es Hinweise auf weitere Quellen, Ereignisse, Personen? Stimmt eine Jahreszahl nicht oder erscheint etwas in falschem Licht? Sie haben Archivalien, die Sie zur Verfügung stellen wollen oder eine Geschichte zu erzählen? Nutzen Sie den Kontaktbutton und melden Sie sich bei uns. Wir freuen uns auf Ihre Impulse und Hilfe bei der Aufarbeitung der Soester Kunstgeschichte(n) nach 1945.
Eine erste finanzielle Förderung erfuhr das Projekt von NEUSTART KULTUR | Stiftung Kunstfonds; unser herzlicher Dank dafür. Jede und jeder, die und der sich auf die ein oder andere Weise einbringen möchte, ist willkommen.
Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Entdecken der Kunststadt Soest und freuen uns auf Ihre Anregungen, Ideen und Hinweise!
Personen
Was macht die Geschichte einer Region aus? Die Menschen, die hier zusammenkommen und sich auf ihre Weise einbringen. Gerade die dicht besiedelte und von Wällen umgebene Stadt Soest ist reich an Marktbegegnungen, Vereinen, dem direkten Austausch und „Soester Klüngel“. In der Rubrik „Personen“ stellen wir Ihnen einzelne Knotenpunkte der Soester Kunst- und Kulturszene vor. Menschen, welche die Geschichte mitgeprägt haben, aktiv miterleben oder gegenwärtig gestalten. Die Zeitzeugen und Zeitzeuginnen lassen uns an ihren persönlichen Erinnerungen teilhaben. Ereignisse, Fehden und Hintergründe werden in Video-, Audio- oder Textbeiträgen vermittelt.
Geschichte seit 1945
Lebendig ist Soest als Ort, weil an vielen Orten Lebendiges passiert. Vereine, Ateliers, die Allerheiligenkirmes, Musik, Bildende Kunst, Naturschutz, Sport, Stadtgeschichte, Film und und und. In der Rubrik „Orte“ gewinnen Sie einen Einblick in aktuelle wie historische Institutionen und Initiativen des Soester Kulturlebens. Der Soester Mix aus bürgerschaftlichem Einsatz sowie städtischer Unterstützung macht es seit Jahrhunderten möglich, dass Soest reich an Kultur ist. Wandel und wechselvolle Zeiten, das Entstehen, Vergehen und Neuaufbrüche sind Teil einer bewegten Geschichte seit 1945.
Brennendes Soest
Die Zäsur des Krieges – auch für die Stadt Soest – lässt sich am Beispiel des Bildes von Max Schulze-Sölde (1887-1967) nachvollziehen. Im Dämmerlicht sehen Betrachtende die Flammen über des Künstlers Heimatstadt lodern. Max Schulze-Sölde war zeit seines Lebens ein Sinnsuchender. Künstlerische als auch spirituelle Eindrücke sammelte er bei unterschiedlichen Organisationen der Jugendreformbewegungen. Während des NS-Regimes schwankte er zwischen Sympathie und Antipathie gegenüber dem Dritten Reich. Nach Kriegsende setzte sich seine christsozialistische Prägung durch und er widmete sich verstärkt seinem Glauben. Max Schulze-Sölde erfuhr den Höhepunkt des Expressionismus in Westfalen, erlebte die Konfiszierung seiner Werke, weil diese in den Augen der Nationalsozialisten als entartet galten und wirkte letztlich nach dem Krieg am Aufbau einer neuen Soester Kunstszene mit. Das Bild ist heute Teil der städtischen Sammlung.Aufbruch | Umbruch
Am 5. Dezember 1944 prasselten die Bomben von 473 Flugzeugen auf Soest ein, zerstörten die Stadt und kosteten circa 230 Menschen das Leben. Der deutsche Angriffskrieg schlug nach Deutschland zurück und traf Soest folgenreich: Am Ende des Bombardements waren 65 Prozent von Soests mittelalterlicher Bausubstanz vernichtet. Wie in vielen deutschen Städten ging dem Auf- und Umbruch der Stadt Soest nach 1945 ein schwerer Zusammenbruch voraus.Soest kauft Morgner an
„Aber die Leute sind Ochsen, verstehen Sie mich, Kamele, Dromedare. Ich werde natürlich dafür sorgen, dass nichts, kein einziges Stück jemals von mir in Soest bleibt. Ich hasse alles, was in Soest ist und was irgendwie an dieses Spießbürgertum erinnert.“ So schrieb der bereits 1917 gefallene Künstler Wilhelm Morgner zu Lebzeiten an den Künstler Georg Tappert nach Berlin. Die ‚Spießbürger’ Soests wollten es jedoch anders und bekannten sich mehrfach und nachhaltig zu ‚ihrem’ Morgner. Der erste Ankauf seiner Werke fand laut des Vertrags mit der Mutter des Künstlers bereits am 17. März 1931 statt. Kurz nach dem Krieg (30. Mai 1952), Soest befand sich im Wiederaufbau, kaufte die Stadt erneut bei Mutter Morgner: Die fulminanten Arbeiten „Selbstbildnis IV (Gehrock)“ von 1910 und „Holzarbeiter“ von 1911, international gefragte Leihgaben des heutigen Museum Wilhelm Morgner, sind seitdem Teil der städtischen Sammlung.Der Kunst-Pavillon
1956 kündigte Stadtdirektor Dr. Gerhard Groot den Bau eines Kunstpavillons auf der am Großen Teich entstandenen Grünfläche an. Im November 1957 hatte Paul Werth die Ehre, die neuen Räumlichkeiten des Pavillons mit seiner Kunst einzuweihen. Soester Kunstgrößen wie Fritz Viegener, Hans Kaiser und Max Schulze-Sölde folgten. Seit den 1960er-Jahren avancierte der Kunstpavillon zu einem Hotspot nationaler und internationaler Kunst. Claire Falkenstein, Paul Wunderlich, Otto Piene, Emilio Vedova, Günther Uecker, Günter Drebusch, Fathwinter, Chargesheimer u. v. m. stellten hier aus. Bis in die 1990er-Jahre hinein war der Kunstpavillon einer der wichtigen Ausstellungsorte der Soester Kulturszene. Ende des Jahrtausends wurde das Gebäude durch die Stadt Soest veräußert.DAS WILHELM-MORGNER-HAUS
Das Wilhelm-Morgner-Haus war ein weiterer Streich des umtriebigen Soester Stadtdirektors Dr. Groot. Da die Finanzierung für ein Kunstmuseum nicht glücken konnte, war das ``Morgner-Haus`` als mehrspartiges Kulturzentrum geplant – und aus verschiedenen Töpfen finanziert. Bildende Kunst, Theater, Jazzkeller, Malschule und fanden hier Platz. Das Gebäude, ein zweigeschossiger Kubus in Stahlbeton-Skelettbauweise, wies im Erdgeschoß ehemals einen offenen Lichthof mit Brunnen auf (heute überdachte Ausstellungsfläche). Das durch den Wiesbadener Architekten Rainer Schell (1917–2000), einem Schüler Egon Eiermanns, erbaute Gebäude ist seit 1999 in die Denkmalliste der Stadt eingetragen und wurde 2016 umfassend umgebaut: zum heutigen Museum Wilhelm Morgner mit RAUM SCHROTH. *Das Foto zeigt den Architekt Rainer Schell vor dem „Morgner-Haus“AUFBRUCH | UMBRUCH
Unter dem Titel „Aufbruch|Umbruch. Die Kunststadt Soest nach 1945“ luden wir Künstler und Künstlerinnen und Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen ein, die Aufbrüche und Umbrüche nach dem Zweiten Weltkrieg zu diskutieren: die Umbrüche in Soest, aber v.a. auch die der umliegenden Kunstszenen in Rheinland und Westfalen. Die künstlerischen Interventionen der Video- und Performance Art junger zeitgenössischer Künstler und Künstlerinnen bereicherten das Kunstwochenende quer durch die Soester Altstadt. Beteiligt waren: Elvira Santamaría | Prof. Klaus Honnef | Burghofmuseum | Prof. Dr. Anne-Marie Bonnet | Boris Nieslony | Prof. Dr. Ursula Frohne | Mailand / Innenhof | Esteban Sánchez | Museum Wilhelm Morgner mit Raum Schroth | ucci ucci | Kira Wieckenberg | Thomas Drebusch | Stiftung Konzeptionelle Kunst | Justus Beyerling | Evamaria Schaller mit Studierenden der Kunstakademie Düsseldorf | Lukas Kleine-Schütte | Kulturparlament Soest e. V. | Soester Filmclub e. V. | Stadtarchiv Soest u. a. m. Gefördert von Stiftung Kunstfonds/Neustart Kultur. Das Bild zeigt: Professorin Dr. Anne-Marie Bonnet während eines Vortrages zu den Umbrüchen in der zeitgenössischen Kunst am 18. Juni 2023, Rittersaal im Burghofmuseum, SoestKontakt
Sie haben eine Erinnerung, die Sie teilen möchten? Sie haben etwas erlebt, was die Kunststadt Soest nach 1945 mitprägte? Sie haben Archivalien, Fotografien, Zeitungsauschnitte, die Sie für relevant und teilenswert halten? Schreiben Sie uns! Wir freuen uns auf Ihre Anregungen, Impulse, auf Ihr Mitmachen bei der Aufarbeitung der jüngeren Kunstgeschichten.